Ursachen toxischer Beziehungen (Teil 1): Die Macht der frühen Prägungen 

In einer idealen Welt würden wir uns alle in gesunden, liebevollen Beziehungen befinden. Aber die Realität ist oft komplizierter, und viele Menschen bleiben in toxischen Beziehungen stecken, die ihnen schaden. Warum ist das so? Die Antwort liegt oft in den tief verwurzelten Traumata, sowie negativen Prägungen aus der frühen Kindheit.


Bindungstrauma und Beziehungen:

Frühe Bindungserfahrungen prägen unsere Fähigkeit, gesunde Beziehungen einzugehen. Menschen, die in ihrer Kindheit keine sichere Bindung erfahren haben, können dazu neigen, in Beziehungen zu bleiben, die ihnen nur eine vermeintliche Sicherheit bietet. Sie können sich unwissentlich zu Partnern hingezogen fühlen, die ähnliche Verhaltensweisen wie ihre frühen Bezugspersonen zeigen, auch wenn diese Verhaltensweisen toxisch sind.


Eine unsichere Bindung ensteht immer dann, wenn das Bindungsbedürfnis eine Kindes z. B. nach Nähen, Geborgenheit, Liebe, Kontakt, Hilfe uvm. ständig ins Leere läuft, weil Bindungspersonen z. B. geistig und/oder körperlich abwesend sind. Auch die permanente Verknüpfung von Liebe und Zuwendung an Bedingungen (z. B. “Erst, wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast….”) kann eine unsichere Bindung fördern. Wenn jemand von klein auf lernt, dass Liebe und Zuwendung an Bedingungen geknüpft ist und dass es normal ist, respektlos oder abfällig behandelt zu werden, kann dies zu einem Verständnis von toxischen Beziehungen als akzeptablem Verhalten führen.


Menschen, die diese Erfahrungen der (emotionalen) Vernachlässigung, der emotionale Instabilität oder auch der Misshandlung erlebt haben, entwickeln meist unsichere Bindungsmuster, welche dazu führen können, dass sie sich später in ähnlich dysfunktionalen Beziehungen wiederfinden.


Entwicklungstrauma und Selbstbild:

Negative Erfahrungen in der Kindheit können auch das Selbstbild eines Menschen prägen. Menschen, die in ihrer Kindheit, Misshandlung, (emotionale) Vernachlässigung oder Ablehnung erfahren haben, können dazu neigen, ein geringes Selbstwertgefühl zu entwickeln und sich selbst nicht als würdig erachten, gesunde Beziehungen zu haben. Sie können sich ungewollt in Beziehungen wiederfinden, die ihr negatives Selbstbild bestätigen und verstärken.


Traumatische Ereignisse:

Traumatische Ereignisse wie Missbrauch, Verlust eines geliebten Menschen (z. B. Tod eines Elternteils, Adoption uvm.) oder schwere Krankheit können tiefe emotionale Wunden hinterlassen. Menschen, die solche Traumata erleben, können Schwierigkeiten haben, gesunde Beziehungen aufzubauen, und sich stattdessen in toxischen Bindungen wiederfinden, die ihre traumatischen Erfahrungen widerspiegeln.


Negative Prägungen in der frühen Kindheit:

Unsere frühen Erfahrungen prägen unser Verständnis von Liebe, Beziehung und Selbstwert. Menschen, die in ihrer Kindheit keine liebevolle und unterstützende Umgebung hatten, können dazu neigen, sich in Beziehungen niederzulassen, die das gleiche Maß an Liebe und Unterstützung vermissen lassen - aber sie kennen genau das und das gibt ihnen Sicherheit.

Sie können sich unwissentlich zu Partnern hingezogen fühlen, die ihnen augenscheinlich oder auch nur zu Beginn der Beziehung das geben, was sie in ihrer Kindheit nicht hatten, auch wenn diese Partner letztendlich schädlich sind.


Insgesamt bleiben viele Menschen in toxischen Beziehungen, weil sie sich in einem Teufelskreis aus Traumata, negativen Bindungsmustern und selbstzerstörerischen Überzeugungen befinden. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Muster und Überzeugungen nicht in Stein gemeißelt sind und dass es möglich ist, sie zu durchbrechen. Durch Selbstreflexion, professionelle Unterstützung und die Bereitschaft, alte Wunden zu heilen, können Menschen Wege finden, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien und gesunde, erfüllende Verbindungen einzugehen.


Es ist nie zu spät für Heilung!

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