Das Internatssyndrom: Wenn die Vergangenheit das Heute prägt
In einem spannenden Interview mit der Wiener Zeitung teile ich Einblicke zum Thema Internatssyndrom – warum frühe Trennungen oft tiefe Spuren hinterlassen. Hier lesen.“
Vielleicht hast du schon einmal von dem Begriff „Internats-Syndrom“ gehört oder spürst, dass irgendetwas aus deiner Vergangenheit dich bis heute beeinflusst.
In diesem Artikel erfährst Du, was frühe Trennungen von den Eltern bewirken können, was das Internatssyndrom ist, welche Symptome sich daraus entwickeln können und wie traumasensibles Coaching dir helfen kann, diese alten Wunden zu heilen.
Oft werden Kinder aus der Hoffnung auf eine bessere Bildung oder spezielle Förderung in Internate geschickt. Doch die frühe Trennung und von den Eltern und auch die teils schlimmen Erfahrungen können tiefe emotionale Narben in der Kinderseele hinterlassen, die sich oft erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Durch natürliche Schutzmechanismus wie Dissoziation und Verdrängung bleiben diese Erfahrungen oft unbewusst. Dies führt dazu, dass die ehemaligen Internatsschüler*innen oft gar nicht wissen, dass ihre heutigen Probleme mit den Erfahrungen aus ihrer Schulzeit zusammenhängen.
Definition und Merkmale des Internatsyndroms
Das sogenannte „Internats-Syndrom“ wurde von der britischen Psychoanalytikerin Joy Schaverien eingeführt, um die psychischen Auswirkungen zu beschreiben, die durch die frühe Trennung von den Eltern und das Leben in einem Internat entstehen können. Obwohl es keine offizielle medizinische Diagnose ist, verweist der Begriff auf eine Vielzahl von Symptomen, die bei Betroffenen nach einem Internatsaufenthalt auftreten können. Kinder und Jugendliche, die längere Zeit in einem Internat verbringen, erleben oft Gefühle von Isolation, Heimweh und Einsamkeit. Diese emotionale Belastung kann langfristig zu Problemen wie Bindungsstörungen, Angstzuständen und Depressionen führen.
Merkmale des Internatsyndroms sind häufig ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung, Schwierigkeiten im Aufbau und Erhalt von engen Beziehungen und ein geringes Selbstwertgefühl. Betroffene berichten oft von einem Gefühl der Entfremdung und einem Mangel an sozialer Unterstützung. Die strenge Struktur und die oft hohen Erwartungen im Internat können zusätzlichen Druck ausüben und das Wohlbefinden weiter beeinträchtigen.
Internat Syndrom: Traumatische Erfahrungen im Internat
Es gibt viele Ursachen und Risikofaktoren, die zu traumatischen Erfahrungen im Internat führen können:
Trennung von der Familie und dem gewohnten sozialen Umfeld
Druck, in einem oft strengen schulischen und sozialen Umfeld bestehen zu müssen
Gewaltvolle Aufnahmerituale
Mobbing durch Mitschüler*Innen oder sogar Lehrende
Psychischer oder sexueller Missbrauch durch Mitarbeitende
Mangel an individueller Betreuung und emotionaler Zuwendung
strenge und manchmal sogar übergriffige Erziehungsmaßnahmen
Isolation durch fehlende Freundschaften und Gemeinschaft
Frühe Erfahrungen mit Alkohol und Drogen (durch älteren Schüler*Innen)
All diese Faktoren können zu traumatischen Erfahrungen führen, aus denen dann im weiteren Verlauf des Lebens Traumafolgesymptome entstehen können.
Psychische Auswirkungen und Symptome des Internatsyndroms im Erwachsenenalter
Wenn diese Erfahrungen nicht aufgearbeitet werden, können sie im späteren Leben zu verschiedenen psychischen und emotionalen Problemen führen.
Zu den häufigsten Symptomen des Internatssyndroms gehören:
Ängste - allen voran den Ängsten vor Bindung und Nähe, vor dem Versagen, Autoritäten und diffuse, unklare Ängste.
Ängste: Die sich in Schlafstörungen, Albträumen und Panikattacken äußern
Chronischer Stress: ein chronisch erhöhter Erregungszustand (Hyperarousal)
Depressionen: Dauerhafte Niedergeschlagenheit und Schwierigkeiten, Freude an alltäglichen Aktivitäten zu finden.
Beziehungsprobleme/Isolation: Schwierigkeiten, enge und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen oder aufrechtzuerhalten.
Bindungsängste: Angst vor Nähe, Intimität und Ablehnung, oft verbunden mit dem Gefühl, nicht liebenswert zu sein.
Geringes Selbstwertgefühl: Ein tiefsitzendes Gefühl der Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit.
Emotionale Distanz: Schwierigkeiten, eigene Gefühle zu erkennen oder zuzulassen, oft begleitet von einem Gefühl der inneren Leere.
Perfektionismus und Leistungsdruck: Ein ständiges Streben nach Anerkennung und Erfolg, um das Gefühl der Wertlosigkeit zu kompensieren.
Überarbeitung: Sich in Arbeit zu stürzen, um emotionale Leere zu füllen.
Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten
Starke (innere) Unruhe: Entspannung scheint unmöglich
Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen: Sind unklar, werden nicht wahrgenommen oder werden selbst übergangen
Sucht: Arbeit, Alkohol, Drogen, emotionales Essen
Feststecken in Überlebensstrategien wie: Perfektionismus, Kontrolle, Vermeidungsverhalten, Überanpassung
In extremen Fällen können posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) auftreten. Diese gehen oft mit Flashbacks, also dem Wiedererleben traumatischer Ereignisse, und einer erhöhten Reizbarkeit einher. Hier ist es besonders wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um diese psychischen Belastungen zu verarbeiten und zu überwinden
Wie traumasensibles Coaching Dir helfen kann
Wenn Du Dich in einigen dieser Symptome wiedererkennst, ist es wichtig zu wissen, dass Heilung möglich ist. Traumasensibles Coaching kann Dir dabei helfen, die Verbindung zwischen Deinen heutigen Problemen und den Erfahrungen aus Deiner Internatszeit zu erkennen. In einem geschützten Rahmen begleite ich Dich dabei, diese alten Wunden behutsam wahrzunehmen, zu verstehen und zu integrieren. Auf diese Weise können deine versehrte Persönlichkeitsanteile heilen und somit auch deine Symptome und Probleme. Wenn du bei diesem Heilungsprozess Unterstützung wünschst, bin ich gern für dich da!
Es ist nie zu spät für Heilung!