Internatssyndrom: Die traumatische Trennung und ihre Folgen

In einem spannenden Interview mit der Wiener Zeitung teile ich Einblicke zum Thema Internatssyndrom – warum frühe Trennungen oft tiefe Spuren hinterlassen. Hier lesen.

Eltern treffen die Entscheidung, ihr Kind auf ein Internat zu schicken, oft in der besten Absicht, um ihm eine hervorragende Bildung und optimale Zukunftschancen zu ermöglichen. Doch für das Kind bedeutet diese Trennung einen tiefen Einschnitt: Es verliert nicht nur die Nähe zu den Eltern, sondern auch die vertraute Geborgenheit seines Zuhauses. Die strenge, oft emotionslose Umgebung des Internats kann dabei eine seelische Erschütterung auslösen, die das Kind langfristig prägt.

In diesem Artikel möchten ich genauer beleuchten, wie ein Kind den Moment des Zurückgelassenwerdens im Internat erlebt, welche emotionalen und psychischen Prozesse dabei in Gang gesetzt werden und warum diese Erfahrungen oft als Schocktrauma bezeichnet werden können. Gleichzeitig wird deutlich, wie wichtig es ist, diese Zusammenhänge zu verstehen, um die Wunden aus der Kindheit liebevoll zu heilen und ein gesundes Verhältnis zu sich selbst und anderen aufzubauen.

Die traumatische Trennnung von den Eltern

Emotionale Reaktionen bei Trennungen

  1. Gefühl des Verlassenwerdens:

    • Das Kind erlebt die plötzliche Abwesenheit der Eltern als tiefen Vertrauensbruch.

    • Es versteht nicht, warum es alleine zurückbleiben muss, was zu einem Gefühl der Verwirrung und Hilflosigkeit führt.

  2. Intensive Angst:

    • Das Kind spürt die Trennung existenziell: "Bin ich nicht mehr liebenswert? Warum lassen sie mich allein?"

    • Diese Angst kann überwältigend sein und sich körperlich äußern, z. B. durch Zittern, Herzrasen oder Atemnot.

  3. Einsamkeit und Trauer:

    • Die Trennung löst ein starkes Gefühl der Isolation aus, da alles Vertraute plötzlich weg ist.

    • Es trauert um die verlorene Sicherheit und Geborgenheit des Elternhauses.

Ein Kinderauge in Großaufnahme, das weit aufgerissten und ängslich schaut - ein Symbol für den Schock und die Angst erzeugt, wenn kinder von ihren Eltern verlassen oder getrennt werden

Gefühle der Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit können durch die Trennung von den Eltern bei den (jungen) Kindern ausgelöst werden

Kognitive und psychologische Reaktionen

  1. Unverständnis und Schock:

    • Besonders jüngere Kinder können die Situation nicht rational begreifen.

    • Sie erleben die Trennung oft als abrupt und endgültig, was einen Zustand des Schocks hervorruft.

  2. Gefühl von Wertlosigkeit:

    • Das Kind interpretiert die Trennung oft als Ablehnung seiner selbst: "Ich bin nicht wichtig genug, dass sie bei mir bleiben."

    • Dies kann das Selbstwertgefühl dauerhaft beschädigen.

  3. Kompensation durch Anpassung:

    • Um die Eltern nicht zu enttäuschen oder "noch mehr zu verlieren", beginnt das Kind oft, seine Gefühle zu unterdrücken und sich äußerlich anzupassen.

    • Dies führt zu einem emotionalen Abschalten (Dissoziation), das später im Leben Schwierigkeiten mit Intimität und Gefühlen verursachen kann.

Ein Mädchen, dass sich unter einen Tisch kauert und Angst hat, die Schockreaktion beim Internatssyndrom

Trennung kann sich wie ein Schock anfühlen und auch so erlebt werden

Langfristige Auswirkungen

  • Dissoziation:

    • Um den Schock zu bewältigen, spaltet sich das Kind emotional ab. Diese Dissoziation kann zu Gefühlen von Taubheit und emotionaler Distanz im Erwachsenenalter führen.

  • Bindungsprobleme:

    • Die Erfahrung des Verlassenwerdens kann das Vertrauen in andere Menschen dauerhaft beschädigen.

    • Später fällt es oft schwer, enge Beziehungen einzugehen oder zu halten, aus Angst vor erneutem Verlust.

  • Chronischer Stress und Angst:

    • Das Schocktrauma hinterlässt eine "Alarmbereitschaft" im Nervensystem, die zu chronischem Stress, Überreagieren oder Rückzug führt.

  • Selbstwertprobleme:

    • Das Kind entwickelt die Überzeugung, nicht wichtig oder liebenswert zu sein, was zu Selbstzweifeln und toxischer Scham führen kann.

Ein blick durch das dünengras auf den Strand und die Sonnem die sich im Meer spiegelt. Hoffnung auf Heilung von den Symptomen des Internatsyndroms

Zurück in die innere Balance, Zuversicht und Leichtigkeit

Heilung und Selbstbestimmung durch traumasensibles Coaching 

Traumasensibles Coaching bietet ehemaligen Internatsschüler*innen eine achtsame und sanfte Begleitung, um die Folgen des Internatssyndroms zu überwinden. Es schafft einen sicheren Raum, in dem alte Muster erkannt und gelöst werden können. Durch die Förderung von Selbstregulation, Selbstmitgefühl und emotionaler Stärke wird es möglich, innere Sicherheit zu entwickeln und sich von Scham- und Schuldgefühlen zu lösen.

Das Coaching stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern vermittelt auch praktische Strategien für den Alltag. Es unterstützt Betroffene dabei, gesunde Grenzen zu setzen, Stress besser zu bewältigen und ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren. Der Prozess hilft, die Vergangenheit zu integrieren und eine neue, positive Perspektive auf das Leben zu entwickeln – geprägt von Authentizität, Resilienz und Selbstbestimmung.

Wenn du Begleitung auf deinem Heilungsweg wünschst, melde dich gern bei mir!

Es ist nie zu spät für Heilung!

Deine Lill

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Der Zusammenhang zwischen Bindungstrauma und dem Internatssyndrom

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Das Internatssyndrom: Wenn die Vergangenheit das Heute prägt