Traumasensibles Coaching: Einblicke in verschiedene Coaching- und Therapieansätze

Traumasensibles Coaching ist ein Ansatz, der Menschen mit und ohne traumatische Erfahrungen in Problemen, Symptomen und Stressempfinden unterstützt. Es kombiniert Elemente verschiedener therapeutischer Ansätze, um eine umfassende und maßgeschneiderte Betreuung zu gewährleisten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf sechs verschiedene Therapieansätze, die im traumasensiblen Coaching Anwendung finden: Ego-State Therapie, Systemische Therapie, Hypnosystemik, Bindungsorientierte Psychotherapie, Körperpsychotherapie und Polyvagaltheorie-basierte Trauma-Arbeit.


Ego-State Therapie

Die Ego-State-Therapie ist eine Form der Anteile-Arbeit, die aus der Traumatherapie hervorgegangen ist. Sie basiert auf der Idee, dass unsere Persönlichkeit aus verschiedenen Ich-Zuständen besteht. Jeder dieser Zustände repräsentiert unterschiedliche Aspekte unserer Identität und unseres Verhaltens. In der Therapie wird daran gearbeitet, diese Zustände zu identifizieren, zu verstehen und zu integrieren. Bei der Arbeit mit traumatisierten Klienten kann die Ego-State Therapie helfen, traumatisierte Ich-Zustände zu beruhigen und zu heilen, indem sie in einen Dialog mit diesen Zuständen tritt und ihnen sichere Ausdrucksmöglichkeiten bietet.

Anwendungsbeispiel:

Ein Klient, der nach einem Unfall unter Angstzuständen leidet, könnte mit Hilfe des Ego-State Ansatzes lernen, den ängstlichen Ich-Zustand zu identifizieren und mit ihm in einen Dialog zu treten. Allein dadurch, dass dieser Anteil gesehen, wahrgenommen und gewertschätzt wird, kann er sich verändern und integrieren, was zu einer Symptomlinderung und auch dessen Verschwinden führen kann.


Systemische Therapie

Die Systemische Therapie betrachtet Probleme und Symptome im Kontext von Beziehungen und sozialen Systemen. Sie geht davon aus, dass Individuen Teil eines größeren Ganzen sind, sei es die Familie, das Arbeitsumfeld oder andere soziale Gruppen. In der Systemischen Therapie wird untersucht, wie diese Systeme das Verhalten und die Gefühle des Individuums beeinflussen. Traumata werden oft als Reaktionen auf dysfunktionale Systeme verstanden, und durch Veränderungen in diesen Systemen können Heilungsprozesse angestoßen werden.

Anwendungsbeispiel:

Eine Klientin mit traumatischen Kindheitserfahrungen kann mit Hilfe dieses Ansatzes entdecken, wie familiäre Muster seine aktuellen Beziehungen beeinflussen und Wege finden, diese Muster zu durchbrechen und gesündere Beziehungen aufzubauen.


Hypnosystemik

Die Hypnosystemik kombiniert Elemente der Hypnotherapie und der Systemischen Therapie. Sie nutzt Trancezustände, um den Zugang zu unbewussten Ressourcen zu erleichtern und gleichzeitig systemische Zusammenhänge zu berücksichtigen. Hypnosystemik kann besonders hilfreich sein, um tiefliegende traumatische Erlebnisse zu bearbeiten, da sie den Klienten ermöglicht, in einem sicheren, entspannten Zustand neue Perspektiven zu entwickeln und innere Konflikte zu lösen.

Anwendungsbeispiel:

Eine Klientin, die unter chronischem Stress leidet, könnte durch hypnosystemische Techniken tieferliegende Ursachen erkennen und lernen, sich in stressigen Situationen selbst zu beruhigen.


Bindungsorientierte Psychotherapie und Bindungstheorie

Die Bindungsorientierte Psychotherapie basiert auf der Bindungstheorie, die ursprünglich von John Bowlby entwickelt wurde. Sie betont die Bedeutung sicherer Bindungen in der frühen Kindheit für die emotionale und psychische Gesundheit. In der Therapie wird daran gearbeitet, unsichere Bindungsmuster zu erkennen und zu transformieren. Besonders bei Traumata, die durch zwischenmenschliche Beziehungen verursacht wurden, kann dieser Ansatz sehr wirksam sein.

Anwendungsbeispiel:

Ein Klient, der Schwierigkeiten hat, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, könnte in der Bindungsorientierten Psychotherapie lernen, seine Bindungsmuster zu verstehen und neue, sichere Bindungen aufzubauen.


Körperpsychotherapie

Die Körperpsychotherapie integriert den Körper in den therapeutischen Prozess und geht davon aus, dass traumatische Erfahrungen oft im Körper gespeichert werden, was häufig zu An- und Verspannungen führt. Durch körperorientierte Techniken wie Atemarbeit, Bewegung und Achtsamkeit können diese gespeicherten Traumata bearbeitet und gelöst werden. Die Körperpsychotherapie bietet eine direkte Methode, um den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche zu erforschen und zu heilen.

Anwendungsbeispiel:

Eine Klientin mit körperlichen Symptomen wie chronischen Schmerzen kann mit Hilfe des körperpsychotherpeutischen Ansatzes lernen, diese Schmerzen mit emotionalen Erfahrungen in Verbindung zu bringen und durch körperliche Übungen und Achtsamkeit Linderung zu finden.


Polyvagaltheorie-basierte Trauma-Arbeit

Die Polyvagaltheorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, erklärt, wie unser autonomes Nervensystem auf Stress und Trauma reagiert. Sie betont die Rolle des Vagusnervs und unterscheidet zwischen verschiedenen Zuständen des Nervensystems: dem ventralen Vagus (sozial engagiert und sicher), dem sympathischen Nervensystem (Kampf oder Flucht) und dem dorsalen Vagus (Erstarrung). Trauma-Arbeit, die auf der Polyvagaltheorie basiert, zielt darauf ab, den Klienten zu helfen, aus dysfunktionalen Zuständen in einen Zustand der Sicherheit und sozialen Verbundenheit zu gelangen.

Anwendungsbeispiel:

Ein Klient, der nach einem traumatischen Ereignis ständig in einem Zustand hoher Anspannung oder Erstarrung ist, könnte durch Übungen zur Regulation des Vagusnervs und durch Förderung sozialer Sicherheit lernen, sein Nervensystem zu beruhigen und sich sicherer zu fühlen.

Fazit

Traumasensibles Coaching profitiert von der Integration verschiedener therapeutischer Ansätze, die jeweils unterschiedliche Aspekte der menschlichen Erfahrung und Heilung berücksichtigen. Durch die Kombination von Ego-State Therapie, Systemischer Therapie, Hypnosystemik, Bindungsorientierter Psychotherapie, Körperpsychotherapie und Polyvagaltheorie-basierter Trauma-Arbeit kann ein umfassender, individueller Ansatz zur Traumabewältigung und -heilung entwickelt werden. Jede dieser Methoden bietet einzigartige Werkzeuge und Perspektiven, die im traumasensiblen Coaching genutzt werden können, um Klienten auf ihrem Weg zur Heilung zu unterstützen.



Es ist nie zu spät für Heilung!

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